Samstag, 28. Januar 2012

Die Magier und ihre Kritiker ... ähm.

Der folgende Eintrag enthält keine Spoiler.

Vor etwa einem halben Jahr habe ich zwei Dinge für mich entdeckt: Lacuna Coil und Barclays Chronicles bzw. Legends of the Raven. Da die beiden Dinge von der Grundstimmung her kompatibel sind (und Lacuna Coil ab einem gewissen Zeitpunkt mit meiner Grundstimmung kompatibel war) hat sich da irgendwie in meinem Kopf ein sehr merkwürdiger Zusammenhang ergeben. Dazu später mehr.

Ich muss dazu sagen, ich hatte bis zu dem Moment von Barclay nie gehört. Dawnthief, der erste Teil und überhaupt der erste Roman von Barclay, ist ja schon 1999 erschienen, also wundert mich das fast ein wenig. Als ich also das Ding in der Hand hatte, war ich sehr skeptisch. Das bin ich immer wenn ich neue Autoren empfohlen bekomme, komisch, immerhin hatte ich bisher noch nie schlechte Erfahrungen mit so etwas. NB: Zum ersten Mal seit meiner Zeit in der ich Fanfiction produziere -- das tue ich viel länger als ich die Bezeichnung kenne -- bin ich versucht ein Crossover zu schreiben. Die Welt verträgt so dermaßen gut mit Dragon Age, und auch die Ideologie Magier vs. Blackwings in einem Fall und Templer im anderen, würden das sehr verlockend machen.

Ich werde das hier vorerst sehr allgemein halten, ich habe vor auf die mittlerweile sieben Bücher noch einzeln einzugehen. Nachdem ich aber durch diese Bücher sehr schnell durchgebrettert bin, muss ich sie dafür nochmal lesen um eine sinnvolle Rezension abzuliefern.

Im Original sind es sieben Bücher, auf deutsch sind sie aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund gesplittet. Da ich nicht die Muße habe jetzt alle deutschen Titel rauszuschreiben, bleibe ich bei den englischen Namen. Ich finde sowieso man sollte wenn man kann immer im Original lesen *hust*. Angesehen hab ich mir die deutschen Titel irgendwann alle, aber irgendwie fand ich sie zum Teil himmelschreiend. Hinzukommt, dass Barclay teils eine vorsichtig gesagt unblumige Ausdrucksweise an den Tag legt und die deutsche Sprache glaube ich leicht derbheitsgefährdet ist, aber das ist natürlich rein subjektives Empfinden meinerseits und -- ich kann es nicht genug betonen -- ohne dass ich die deutsche Ausgabe auch nur einmal in der Hand gehabt hätte. Sagen wir ich bin mehrfach übersetzungsgeschädigt. Ich weiß nicht ob es für dieses Buch eine Altersempfehlung gibt, aber ich spreche hier eine aus: ab 18 weil … ja, aus allen Gründen die es dafür geben kann. Nicht dass mich so ein Hinweis die Bohne interessiert hat wie ich unter 18 war. Aber egal.
Diese Bücher teilen sich auf zwei Reihen auf: Chronicles of the Raven mit Dawnthief (1999), Noonshade (2000) und Nightchild (2001). Die zweite Reihe, Legends of the Raven, besteht aus Elfsorrow (2002), Shadowheart (2003) und Demonstorm (2004). Dem folgte 2008 mit Ravensoul schließlich ein Abschluss, bei dem ich nicht sicher bin ob er eigentlich zu Legends dazu gezählt werden sollte, ich für meinen Teil sehe das als sehr ausgekoppelt an. Dazu kommen dann nähere Gedanken wenn ich soweit bin.

Meinen ersten Lesedurchgang habe ich in einem solchen Tempo absolviert, dass ich keine Chance hatte alles zu registrieren was in den Büchern so abläuft, das merke ich sogar jetzt wo ich gerade mal Dawnthief wieder in der Arbeit habe schon. Am schlimmsten war das wohl bei Shadowheart, was an mir fast völlig vorbei geschrammt ist. Das liegt aber nicht am Buch sondern an meiner Verfassung wie ich es gelesen habe, die gelinde gesagt nicht die beste war. Ich hab auch kurzzeitig versucht das Ding einfach liegen zu lassen, weil mir schon klar war dass das gerade nichts bringt. Ich hab nicht einmal einen Tag durchgehalten.

Wie oben erwähnt hab ich bei den Büchern ständig Lacuna Coil gehört, und bis auf Elfsorrow und Shadowheart hat sich für jedes irgendwie ein Song dazugespeichert.
Für Dawnthief wars In Visible Light. Ich habe offen gesagt keine Ahnung warum, wenn überhaupt passt das zu Densers Geschichte, aber dann nur ganz am Ende.
Für Noonshade ist es eindeutig Falling Again, und irgendwie hab ich da wieder in erster Linie Densers … innere … naja, Selbstmitleid ist vielleicht das falsche Wort … ich nenns jetzt mal issues vor Augen. Darauf passt das Ding. Da Noonshade verdammt kurz ist, von der Zeit die es abdeckt (2 Wochen und eine zerquetschte?), ist das glaub ich legitim.
Nightchild: Wieder eindeutig: The Maze. Da das nicht spoilerfrei erklärbar ist, schweige ich dazu an dieser Stelle.
Elfsorrow: Hat mich gestern gestreift beim Durchhören des neuen Albums (Dark Adrenaline): End of Time passt da doch recht gut. Ob die angesprochene Person dabei Ren ist oder nicht, überlasse ich mal jedem selbst *hust*. Auch hier kann ich dazu jetzt nicht mehr sagen.
Shadowheart: Das hat mich jetzt einige Zeit gekostet. Ausgesucht dafür hätte ich jetzt Daylight Dancer. Passt schon irgendwie, aber ich werde meine Meinung beim zweiten Durchgang vielleicht revidieren.
Demonstorm: Hat sich auch einfach festgesetzt, obwohl es nicht ganz passt: Unspoken. Was passt, ist der Refrain. Und der passt so gut dass es wehtut. Der Rest passt gar nicht.
Ravensoul: Comalies. Nein, ich werde es nicht übersetzen. Auch hier wieder, ohne weiteren Kommentar.

Diese Liste dient in erster Linie dazu, dass später klar ist warum ich bei den Rezensionen dann die jeweiligen Lieder verlinken werde. Änderung bei Shadowheart vorbehalten.

Allgemein haben mich drei Dinge an den Büchern sehr fasziniert -- von der Handlung mal abgesehen, das ist selbstverständlich, sonst hätte ich ja nicht alle fertig gelesen.

Als erstes nenne ich mal die Art wie Magie funktioniert -- irgendwie kam bei mir die Assoziation des Fadenwebens bei den Earthdawn Elementalisten auf, aber eigentlich funktioniert es ganz ganz anders.
Magie folgt der Art von Logik, die man zwar beim Lesen glaubt zu erfassen, von der man aber Kopfschmerzen bekommt, wenn man genau drüber nachzudenken anfängt. Ich werde versuchen dann teils Dinge dazu zu erklären wenn ich näher ins Detail gehe, ein paar Sachen sind durchaus so dass ich das kann ohne nachher Migräne zu haben.
Etwas das für mich auf den ersten Blick wie ein Denkfehler aussah, hat sich als keiner herausgestellt: Es gibt vier Colleges mit teils sehr konträren Ideologien und verschiedenen Lehren die sich als eine Art eigene Sprache präsentieren, allerdings geht das viel tiefer und ist fast nicht erlernbar für jemanden mit anderer Zugehörigkeit (das englische Wort dafür ist Lore, ich habe keine Ahnung wie das in der Übersetzung dann genannt wird). Auf jeden Fall sind diese Lehren (so würde ich es mal nennen) untereinander nicht verständlich, trotzdem hat jedes College die gleichen Zauber. Hmm.
Die Antwort bekommen wir bei dem seltenen Ereignis, dass zwei Magier von unterschiedlichen Colleges sich zusammenschließen, von Denser: One magic, one mage. Auch eine andere Figur handelt zunächst recht kühl, fast emotionslos nach diesem Mantra. In Nightchild sehen wir dass der Fehler in der Logik nicht bei Barclay liegt, sondern beim voreingenommenen Erzähler. So viel zur Verlässlichkeit der Figuren durch deren Augen man das Geschehen sieht. Ich werde mich da auch noch mit einem Vergleich an eine Erklärung, wie ich meine dass das funktionieren kann, heranwagen. Die Kopfschmerzen nehme ich dann in Kauf.

Weiters ist da die Tatsache, dass bei der doch stellenweise grausamen Handlung die ganze Sache immer ein wenig optimistisch ist, einfach weil die Figuren ihren Humor und ihr Selbstvertrauen nie verlieren. Damit wird dem ganzen die Schärfe genommen, die Geschichte ist zwar brutal und oft geradezu erschreckend in den Untiefen menschlichen Verhaltens die zutage treten, aber es wird nie zu düster oder trostlos. Ein Spagat der sicher nicht leicht ist, der Barclay aber hervorragend gelingt.

Was ich auch sehr schön fand war der wechselnde Erzähler, der einem praktisch den ganzen Kontinent zeigt und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Handlungssträngen. Wichtig wird das erst ab dem dritten Teil bzw. vielleicht sogar erst ab vier, aber ich habe auch in Dawnthief die Einblicke z.B. in die Erkundung durch Selyn sehr interessant gefunden, auch wenn ihre Geschichte die sonstige Handlung nicht beeinflusst, und man genauso gut einfach alles über Styliann, der doch viel mit Nyer zusammensitzt und ihm alles mögliche berichtet, hätte abwickeln können. Einfacher wäre es gewesen, aber näher an der Handlung war man durch Selyns Augen schauend.
In den ersten Teilen wird einem nur wenig über die Hintergründe gesagt, man sieht einfach die Figuren in Aktion, hört zu, bekommt Einblicke in die Gedanken, da ja der Erzähler nie allwissend ist und immer wieder zwischen den Charakteren wechselt. Was man also bekommt ist ein konstant voreingenommener Erzähler der einiges über die Leute aussagt. Auch die Grenze zwischen gut und böse ist irgendwie nie ganz scharf definiert sondern jede Handlungsweise ist immer begründet, wenn auch nicht immer gerechtfertigt. Und diese Figuren und wie sie miteinander reden ist zeitweise zum Brüllen komisch.
Umgekehrt zu voriger Erwähnung war ich mir auch bei den Guten nicht immer so sicher. Jedenfalls ist nicht immer so klar ob das angestrebte Ergebnis unbedingt als gut zu bewerten ist, auch wenn die Intention es ist. In Nightchild, dem dritten Teil, hab ich mich mehr als einmal gefragt ob es nicht besser wäre, sie würden scheitern. Man darf mich deswegen gerne beflegeln.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen